Haßlischerisch
fer Oohfänger – Des Kreuz mit dem „ü“ …
bearbeitet
von Friedel Roosen
Wenn
sich zwei Menschen voneinander verabschieden, fällt „neudeutsch“ häufig das
Wort „Tschüß“. Im alten Haßloch war hingegen das Wort „Guude“ teils mit diversen
Zusätzen versehen oder der Spruch „Alla machs guud“, gebräuchlich. Bei Auswärtigen,
hochdeutsch sprechenden Menschen mag dies eher auf Unverständnis stoßen. Aber
weshalb sagten die alten Haßlocher eigentlich nicht auch einfach nur „Tschüß“
wie an vielen anderen Orten Deutschland´s?
Die
Erklärung dafür ist, dass es in unserem Haßlocher Dialekt den Umlaut “ü“ gar
nicht gibt!
Wenn
Sie die unsere Mundart nicht praktizieren, werden Sie erstaunt denken: „Wie
bitte? Im Haßlocher Dialekt soll es kein „ü“ geben?“ Sie meinen vielleicht, das
könnte doch gar nicht sein, weil es unendlich viele Wörter gibt, die in der
deutschen Sprache ein „ü“ enthalten?
Fühlen
wir unserem Dialekt mal auf den Zahn, was den Buchstaben „ü“ betrifft. Sie werden
sehen, dass der „Haßlischer“ tatsächlich immer einen Weg findet, dem „ü“ aus
dem Weg zu gehen. Im Haßlocher Dialekt gibt es nämlich mehrere Phonetik Regeln,
die bestimmen, wie das geschriebene „ü“ hochdeutscher Worte in der Mundart
klingen muss:
Regel 1:
In
vielen Fällen wird der Umlaut „ü“ in Haßloch durch den hier ohnehin viel
gebrauchten Vokal „i“ ersetzt. Diese Regel wird in der Praxis wie folgt umgesetzt:
Hochdeutsch
= „ü“ , wird in Haßloch zum = „i“ bei ...
drücken
= drigge
Mücke
= Migg
Brücke
= Brigg
Schüssel
= Schissel
Krüppel
= Gribbel
Strümpfe
= Strimbb
Hütte
= Hidd
Regel 2:
Bei
der zweiten Regel wird der Umlaut „ü“ durch eine Kombination zweier Buchstaben
ersetzt.
Man
beginnt mit einem schrillen „i“, das schleifend in ein e übergeht. Auch hierzu
ein paar Beispiele:
Hochdeutsch
= „ü“, wird in Haßloch zum = „ie“ bei ...
Müde
= mied
Kühe
= Kieh
süß
= sieß
Füße
= Fieß
gemütlich
= gemiedlisch
kühlen
= kiehle
Mühle
= Miehl
Gefühl
= Gefiehl
grün
= grie
Regel 3:
Bei
der dritten Regel folgt in dem
jeweiligen Wort dem Umlaut „ü“ der Buchstabe „r“. Hier wird das „ü“ in den Buchstaben
„e“ umgewandelt. Nach Regel 3 ausgesprochene Worte werden von Menschen die außerhalb
des hessischen Sprachgebiets leben, oft nur noch in Einzelfällen verstanden.
Hochdeutsch
= „ü“, wird in Haßloch zum = „e“ bei ...
Schürze
= Scherz
Stürzen/gestürzt
= sterze/gesterzt
Gürtel
= Gerdel
Würmer
= Werm
Regel 4:
Ist
auf ein Wort, welches ein ü enthält keine der Regeln 1 - 3 anwendbar, so wird
das Wort durch ein neues ersetzt. Dialekt Lernende müssen hier ganz einfach
Wörter pauken, genau so als würde man Englisch oder Italienisch lernen.
Hochdeutsch
= ü , wird umgewandelt in ein neues Wort bei ….
Pfütze
= Pitsch
Rücken
= Buggel
Gülle/Jauche
= Puhl
Hühnchen
= Hinggel
Tschüß
= Guude
Ich
hoffe, unser kleiner Ausflug in die Haßlocher Muttersprache hat Ihnen Freude
bereitet.
… Ei do
prowiern ses doch aach emol so ze babbele!